LANDSCHAFT UND HOLZBAU
Etwas abseits gelegen nahm der Bregenzerwald an dieser Entwicklung teil, jedoch mit eigener Nuance. Im Gegensatz zum dicht besiedelten, industriell und kommerziell geprägten Rheintal mit weitgehend vorstädtischer Struktur hat Landschaft, Natur und bäuerlich-handwerkliche Kultur im Bregenzerwald größeres Gewicht. Sind es draußen Haus- und Hofgruppen, so drinnen das Einfirsthaus sind draußen Hausgemeinschaften die Bauherrn, so sind es drinnen junge Handwerker, wie überhaupt die Beziehung zum Handwerk enger ist – die Architektenfamilie Kaufmann entstammt dem Zimmerergewerk. Wird nach den Anfangsjahren draußen das formale Experiment gesucht, so nimmt drinnen die Neigung zu Stringenz und Nüchternheit zu. Bäuerlicher Pragmatismus, aber auch die Disziplin des Holzbaus, der mittlerweile auf neuesten Stand gebracht wurde, scheint hier stärker zu wirken. Auch gewinnt die Auseinandersetzung mit den alten Bauten neuerdings an Bedeutung. Vor allem aber bleibt immer ein starker Landschaftsbezug, gerade da, wo er sich nicht vordergründiger Mittel bedient, sondern sich an Material, Maß und Proportion hält. Ist es diese Haltung, die das Exzentrische scheut und das Typische eher sucht als das Einmalige, die diesem Bauen eine breite Basis sichert? Jedenfalls kriegen mittlerweile gute Zimmermannsbetriebe Wohnhäuser zustande, die andernorts Architekten nicht vermögen und diese Häuser, die lässig in der Wiese liegen wie die Kühe, prägen heute das Land ebenso wie die Bauernhöfe und Kirchen.